Kooperation: Am 08. Mai 2024 eröffnet im ehemaligen Gauforum in Weimar das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Es gehört zur Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Eine Vielzahl von Unterstützer:innen gibt den Schicksalen von Zwangsarbeiter:innen Raum und trägt dazu bei, den alltäglichen und systematischen Rassismus der NS-Gesellschaft vor Augen zu führen. Auch die Stadtwirtschaft Weimar als Teil der Gesellschaft räumt dieser Geschichte einen Platz ein.
Im Zusammenspiel von Vielen wird an unsere historische und gesellschaftliche Verantwortung, alltäglich gegen Ausgrenzung und für die Achtung der Menschenwürde und der unteilbaren Menschenrechte einzustehen, appeliert.
Zwangsarbeit in aller Öffentlichkeit
Über 20 Millionen Menschen aus ganz Europa mussten für das nationalsozialistische Deutschland Zwangsarbeit leisten. Deutsche Unternehmen profitierten und die breite Bevölkerung beteiligte sich an der Ausbeutung von Zwangsarbeiter:innen. Sie wurden überall eingesetzt, von der Großindustrie bis zum Privathaushalt. Jede:r Deutsche begegnete ihnen. Zwangsarbeit war das öffentlichste Massenverbrechen im Nationalsozialismus.
Kunstaktion zur Museumseröffnung
Die künstlerischen Interventionen_2024 bringen die Geschichte der NS-Zwangsarbeit pointiert in den öffentlichen Raum. Menschen, die von den Deutschen zu Zwangsarbeiter:innen gemacht wurden, erhalten eine Präsenz mitten in unserem Alltag. Zugleich konfrontiert das Projekt mit dem rassistischen Regelwerk der Nazis. So schaffen die Interventionen unvermittelte, direkte Begegnungen mit der Vergangenheit; sie wollen überraschen und durchaus irritieren, Neugier stiften und Bewusstsein für Geschichte anregen. Als Kunstaktion im Zuge der Museumseröffnung sind sie in Zusammenarbeit mit der Weimarer Künstlerin Anke Heelemann und dem Team des Museums Zwangsarbeit entstanden.
Private Fotografien von Zwangsarbeiter:innen während ihres Aufenthaltes im nationalsozialistischen Deutschland sind das zentrale Element der Interventionen. Junge Menschen begegnen uns hier selbstbewusst und lebensmutig. Kommentierungen - Erinnerungsberichte, Widmungen oder gar Botschaften in den Bildern - rücken allerdings die scheinbar harmlosen Fotos in ihren Kontext und legen die Umstände der Zwangsarbeit in Deutschland offen.
Regeln und Verbote – Swing Cards, Plakate, Sitzbänke, Screens, Posts
Reglementierung und Ausgrenzung bestimmten den Aufenthalt der Zwangsarbeiter:innen in Deutschland. Den Deutschen gaben die Erlasse der Sicherheitsbehörden eine Handhabe, die rassistische Ideologie in konkretes Handeln umzusetzen: Rassismus nach Vorschrift. Die Interventionen holen einige Regeln und Verbote als Störer in den öffentlichen Raum, und zwar vor allem dorthin, wo sie im damaligen Alltag des Nationalsozialismus gegolten hätten: im öffentlichen Nahverkehr, im Stadtraum, an Orten der Kultur, in Sphären zwischen Arbeit und Freizeit.
Weiterführende Informationen
Alle Elemente der Interventionen sind mit QR-Codes versehen. Diese führen direkt zu Informationen über die abgebildeten Personen, den Entstehungskontext der Fotografien oder die Bedeutung der Regeln und Verbote, hinterlegt auf der Website museum-zwangsarbeit.de.
Copyright: Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, Foto: Kathleen Böttcher